„[...] ich stand mitten im schriftlichen Abitur und musste immer zur nächsten Arbeit die Schummelzettel am Nachmittag vorher fertigmachen – und natürlich auch noch ein bisschen Vokabeln und Regeln lernen. [...]
Am ersten Tag schrieben wir eine russische Nacherzählung, einen Leitartikel aus der „Prawda“: „Die allesbesiegende Kraft der Idee Lenins und Stalins“. Nun, darüber ließ sich stundenlang spinnen, und ich rechne, bescheiden, wie ich bin, mit einer guten 3. Der nächste Tag war wenige erfreulich: er brachte Mathematik und einen phänomenalen Reinfall. Zum Glück war ich mit dem herrlich beruhigenden Gefühl zur Schule gegangen, unter allen Umständen die Arbeit zu verhauen, welche Ahnung denn auch prompt sich bewahrheitete. Ich hoffe aber, die 5 in Mathe wieder durch Deutsch, meine einzige Stärke, herausgeholt zu haben. Das deutsche Thema war politisch und schöngeistig und lag mir ganz gut. Englisch war leider auch mies – unser liebenswürdiger Pauker hatte einen derart schweren Text ausgewählt, dass jeder etwas anderes verstand, und wir uns nachher halbtot lachten über den so verschiedenartigen Blödsinn, den wir da geschrieben hatten. Heute machte den feierlichen Abschluß Latein, in dem ich sonst (dank meiner Phantasie beim Übersetzen, denn von Grammatik habe ich keine Ahnung!) immer die besten Arbeiten schreibe. Ich war 80 Minuten eher als die anderen fertig und brach damit meinen eigenen Rekord, den ich während des ganzen Abis im „Zuerstfertigwerden“ aufgestellt hatte.“ (12.5.1951; S. 108f.)
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