Zitate - Brigitte Reimann und die von ihr in Hoyerswerda geleitete Brigade

27.03.60
"Wie, seit Wochen keine Eintragung? Und bei solcher Fülle von Erlebnissen! Begeistert vom Kombinat, begeistert von meiner Brigade. (Noch verdächtige ich mich der unverbindlichen Schwärmerei des Außenstehenden.) Vor drei Wochen erste Buchlesung in der Brigade '10. Jahrestag', dreißig Rohrleger und Schweißer; anschließend großes Besäufnis im Gasthaus 'Schwarze Pumpe'. (...)

Meister Hanke,  ein großartiger Mann. Klug, gut, scharfsinnig, ein Tüftler, der ein paar gewichtige Verbesserungsvorschläge auf der Pfanne hat. (...)
Hanke ist sechsunddreißig. Ich habe ihn auf fünfzig geschätzt, er ist sehr korpulent, fast kahlköpfig. Ein Bursche von unendlichem Humor. Er ist der positive Held schlechthin. Vorige Woche ist er stundenlang mit mir durch die Hallen gewandert, hat alles erklärt und geduldig auf meine Fragen geantwortet. (Ich bin einfach ein technischer Trottel). Ich finde ihn wunderbar, und ich glaube, er mag mich auch. Übermorgen fahre ich meine erste Schicht. Habe mächtigee Angst, aber Hanke wird mir die Angst schon nehmen. Die Brigade freut sich schon darauf, mich in Arbeitsklamotten und mit schmutzigen Pfoten zu sehen, sie wollen Fotografen bestellen. Habe entsetzt abgewehrt - so was riecht nach Vorschußlorbeeren." (S. 77)

Elten-Krause, Elisabeth/Lewerenz, Walter: Brigitte Reimann in ihren Briefen und Tagebüchern

14.02.60
"Vorige Woche hat sich der Zirkel schreibender Arbeiter konstituiert. Von 20 Eingeladenen waren 4 erschienen; keine Potenzen nehme ich an. Nur der kleine Volker Braun, Abiturient und seit 4 Jahren in der Produktion, scheint begabt zu sein. Er erinnert mich an meinen Ulli-Bruder - in jeder Beziehung verspäteter Pubertant." (S. 134 ff)

02.04.60
"(...) Am Mittwoch erster Produktionstag, Ventile geschliffen, nicht mal ungeschickt. habe ganz schön geschafft. (Am nächsten Tag ein kleiner Muskelkater.) Brigade ist sehr freundlich zu mir, sucht immerfort Bewerbchen, um sich neben meinen Schraubstock stellen, und mit mir schwatzen zu können. Schriftsteller scheinen eine Art Beichtvater für andere Menschen zu sein.

[...] Fühlte mich großartig stark in Arbeitsklamotten und mit dreckigen Händen - irgendeine neue, etwas überschwengliche Gefühlsqualität..." (S. 139)

Reimann, Brigitte: Ich bedaure nichts. Tagebücher. 1955-1963

Buch der guten Taten
der sozialistischen Brigade „10. Jahrestag“ im Kampf um den Ehrentitel „Kollektiv der sozialistischen Arbeit“

1.) Pumpe, den 25. 02.1963

Programm der sozialistischen Brigade „10. Jahrestag“ Reparaturabt. – MEI zur erneuten Aufnahme des Kampfes um den Titel „Kollektiv der sozialistischen Arbeit“

            A         Politische Aufgaben
            B         Ökonomische Aufgaben
            C         Kulturelle Aufgaben

C           
Die Brigade wird ihre Verbindung mit der jungen fortschrittlichen Schriftstellerin Brigitte Reimann durch einen  neuen Vertrag der engeren Zusammenarbeit auf kulturell- erzieherischem Gebiet abschließen. Um die beiderseitige Entwicklung zu fördern, ist es notwendig, daß beide Vertragspartner sich umfangreiche Kenntnisse über ihre Arbeitsgebiete, Leistungen und Pläne verschaffen. Regelmäßig soll der Stand ihrer Leistungen zur Aussprache zwischen den Vertragspartnern stehen.

 

2.) Schwarze Pumpe, den 27. 04. 63

An
den Genossen 1. Sekretär des ZK d. SED
und Vorsitzenden des Staatsrates der DDR
WALTER ULBRICHT

(mit Unterschrift der Reimann)

3.) Ulbrichts Anwort (am 18. Mai 1963, Berlin)

4.)      

19. 10. 1963             Protestresolution (Rkt. auf Verhaftung G. H.)
15. 11. 1963              Ankündigung eines Besuchs v. Brigadedelegation bei Hofes Frau und Tochter in Berlin
18. 11. 1963             Telegramm der Brigade an Günter Hofe
19. 11. 1963             Abschrift eines Briefes an Frau Hofe

Brigadebuch „Schwarze Pumpe", 25.02.63 - 08. 11. 65