Zitate - Brigitte Reimann berichtet von ihrer Oberschulprüfung

11.06.47
„Unsere Oberschul-Prüfung! Was meinst Du, was wir für eine Angst davor hatten! 265 Jungen und Mädel sind für die Oberschule gemeldet worden. Vorgestern war die schriftliche, heute die mündliche Prüfung.
Unsere schriftliche dauerte von ½ 9 bis ½ 3. Das kam, weil wir uns so viel Zeit nahmen. Zunächst ein einfaches Diktat: tropfender Wasserhahn. Rechtschreibung mordsleicht. Es kam auf Kommasetzung an. Wir hatten einen sehr netten Diktator, Herrn Mölle. Der hat alles so gesprochen und solche Zeichen gegeben, dass ein Saudummer merken musste, wo ein Zeichen hinkam. Dann folgte ein Aufsatz. Vier Themen wurden gestellt, von denen wir uns eins aussuchen konnten. Sie heißen:

  1. Wie wir uns durch den furchtbaren Winter 46/47 durch geschlagen haben.
  2. Wie ich das letzte Mal auf der Eisbahn fuhr.
  3. Ein Zwanzigmark-Schein erzählt seine Reise durch Stadt und Land.
  4. Ein Besuch beim Meister – (da konnte man irgendeinen nehmen, Schuster, Bäcker, Schneider u.s.w.).

Ich habe den 20 RM-Schein-Aufsatz gewählt. [...]
Zuletzt kam eine Mathearbeit. 12 Aufgaben. 6 Rechenaufgaben: + - : . Also leicht. Dann 6 technische Denkaufgaben. Prozent und solchen Koks. Schon schwerer. Man musste ziemlich überlegen. Ich habe 1,4 Fehler. Doll, was? Die 1 sind Rechenfehler, die 4 technische. [...] Wir drei haben in Mathe am schlechtesten abgeschnitten. Im Diktat habe ich 1,  [...]“ (S. 5ff.)

Aus dem Briefwechsel mit Veralore Schwirtz: Aber wir schaffen es, verlaß Dich drauf!