Zitate - Brigitte Reimann über ihr erstes Laienspiel für eine Schulweihnachtsfeier

Burg, den 28.12.48
„Übrigens habe ich jetzt ein Laienspiel geschrieben, das zu unserer Schulweihnachtsfeier uraufgeführt wurde. Jawohl, Du liest richtig, uraufgeführt, denn in 14 Tagen wird es wieder gespielt und außerdem schrieb die Zeitung so. Jawoll, mein holder Schwan, Du liest wieder richtig – die Zeitung schrieb nämlich tatsächlich darüber. Unser Direx, der Dr. T., hat einen Riesenkrawall um das Ding gemacht, mich als eine Dichterin gepriesen und mein Laienspiel als erstes wirkliches Laienspiel der Provinz Sachsen gekrönt. Mensch, war ich stolz! Sämtliche Pauker haben da Kind meiner Muse schwer angestaunt, T. hat vor der gesamten Penne mit Elternschaft mit seiner begabten Schülerin geprahlt. Doll, sage ich Dir! In der Zeitung bin ich wüst gelobt worden, und mein Name stand gesperrt gedruckt drin und alles so’n Mist. Das Stück hatte aber auch einen Bombenerfolg. Nach dem Fallen des Vorhangs brüllte, angefangen am Tisch der Jungs der 12. Klasse, alles: „Autor raus!“ Ich war scheußlich verlegen und sträubte mich mit Händen und Füßen, aber mein alter Freund Hans-Martin und noch ein paar Jungs aus der 12. zerrten mich einfach mit Gewalt vor den Vorhang. Ich machte ein paar möglichst ungeschickte Verbeugungen und verschwand wie ein Blitz. So’n Beifall ist scheußlich – keiner allerdings noch scheußlicher! Übrigens handelt das Stück von Kameradschaft zwischen Jungs und Mädchen. Ich muß als stolzer Regisseur sagen, dass meine Schauspieler alle prima waren ....“ (S. 25)

Briefwechsel mit Veralore Schwirtz: Aber wir schaffen es, verlaß Dich drauf!