Was: Unter uns: Ihre Texte und Visionen … Performance, Lesung und Gespräch zum 80. Geburtstag der Schriftstellerinnen Irmtraud Morgner, Maxie Wander, Brigitte Reimann
Wann: Mi., 16.10.13, 17 Uhr
Wo: Deutsches Literaturinstitut Leipzig, Wächterstraße 34, 04107 Leipzig
Die Autorinnen verbindet nicht nur ihr Geburtsjahr 1933 und ein – infolge ihrer Krebserkrankungen – frühes Lebensende. Sie erfahren, bei sehr unterschiedlichen literarischen Horizonten und Gestaltungsweisen, ein bis heute vielfältiges und nachhaltiges Echo, da jede von ihnen mit ihren Romanen, Briefen und Protokollen einer demokratischen Öffnung der Gesellschaft in der DDR und deren sozialer und politischer Perspektive entgegen schrieben. Solches Echo möchte die Veranstaltung einfangen …
Performance, Lesung und Gespräch im Rahmen des 17. Literarischen Herbstes in Leipzig mit Janet Grau (Heidelberg, Performerin), Ina Borrman (Berlin, Filmemacherin), Dr. Margrid Bircken (Potsdam, Literaturwissenschaftlerin)
Konzeption und Moderation: Dr. Christel Hartinger (Leipzig, Literaturwissenschaftlerin)
Veranstalter: Frauenkulturzentrum „Lila Villa“ Chemnitz, Deutsches Literaturinstitut Leipzig
Janet Grau. Heidelberg
Die Konzept- und Performancekünstlerin Janet Grau wurde in Cleveland, Ohio/USA geboren, absolvierte dort 1988 das Cleveland Institue of Art mit dem Bachelor of Fine Arts
( BFA) und erwarb 1995 an der Ohio State University den Master of Fine Arts( MFA). Seit 1999 lebt und arbeitet sie in Deutschland, seit Herbst 2012 in Heidelberg.
Ihre Arbeiten konzentrieren sich auf kulturelle Phänomene und persönliche Lebensge- schichten, sind oft ortsbezogene, partizipatorische und kollaborative Projekte, die auch vielfach Nicht- Künstler einbeziehen; oft verwendet sie Fotografie, Video und Installation; manchmal entwickelt sie ein Computer- Interface, um einen Inhalt zugänglich zu machen;
sie greift auch auf Zeichnungen, Texte und handgefertigte Objekte zurück.
Ausstellungen und Projekte( in Auswahl):
2006 Freiraumnutzung: Recherchen vor Ort. Kunst imn öffentlichen Raum, Oschatz.
2007 portable attic, BWA Gallery Wroclaw, Polen.
2008 Irmtraud Morgner Lesen. DenkMal, Installation, Stadtbibliothek .Chemnitz
20010 Seit ich ihn gesehen- Reflexionen zu Robert Schumann in der Kunst, Kunstsammlungen Zwickau
2012 Mein lieber Schwan! Ein Wechselspiel mit Richard Wagners Lohengrin, Richard-Wagner-Stätten Graupa
2012 Mal schauen! Laien wählen Kunstwerke aus dem Depot, Zusammenarbeit mit Kunstfonds, SKD, Motorenhalle. Projektzentrum für zeitgenössische. Kunst Dresden.
Ina Borrmann. Berlin
Die Filmregisseurin, Kamerafrau und Autorin Ina Borrmann absolvierte nach dem Abitur in Freiberg/ Sa. im damaligen Karl- Marx- Stadt die Betriebsschule für Gesundheits- und Sozialwesen als Facharbeiterin für Krankenpflege und arbeitete nach 1990 im Evangelischen Altenzentrum Dornstadt. Seit 1999 in München, studierte sie Theaterwissenschaften und Germanistik, war Praktikantin bei Film- und Theaterproduktionen, schloss daran ein Studium an der Fernseh- und Filmhochschule München und arbeitete u.a. als TV-Zuschauerredakteurin und im bayrischen Regionalvorstand der AG Dokumentation. Seit 2008 in Berlin, ist sie bei Verleihfirmen mit Kinotouren, als Moderatorin und im Guest Management für zahlreiche Filomfestivals tätig( u.a. Berlinale, Filmfest München, Hofer Filmtage, Festival Max Ophüls Preis, Schülerworkshops für Filmfestival Natur Vision).
Filmproduktionen (Auswahl):
1997 Glotzt nicht so romantisch.Kurzfilm
2002 Texas Reportage,Video,Farbe(mexikan..-deutsches Projekt, Leitung:Dieter Kronzucker)
2009 Das Verschwinden der Zeit. Dok. Essay,75min.
2013 Was geblieben war. Dok. Essay, 15 min.
Dr. Margrid Bircken, Universität Potsdam
Die Literaturwissenschaftlerin, Autorin und Herausgeberin studierte in Potsdam Germanistik und Geschichte und verfasste eine Dissertationsschrift zum Thema POETOLOGIE UND PROSA VON CHRISTA WOLF UND GÜNTER DE BRUYN; sie war als wissenschaftliche Mitarbeiterin nach 1989/90 in vielen Gremien aktiv an gesellschaftlichen und hochschulpoli–
tischen Veränderungen beteiligt, führte produktiv die Zusammenarbeit mit ausländischen DeutschlehrerInnen, KollegInnen und Studierenden(u.a. Moskau, Kiew, Edinburgh, Roskilde) in Erasmus- und Sokrates-Programmen fort. Schwerpunkte ihrer Lehr- und Forschungsarbeit zur Neueren deutschen Literaturgeschichte bilden u.a. die Literatur schreibender Frauen , die Exilliteratur und die Nachkriegsliteratur in Ost und West.
Seit 1995 als Vorsitzende der Brigitte- Reimann- Gesellschaft und als Vorstandesmitglied in der Anna- Seghers- Gesellschaft umfangreiche Tagungs- und Kontakttätigkeit und zahlreiche Veröffentlichungen und Herausgaben ( wiederholt mit Heide Hampel). U.a. seien genannt:
Über die Notwendigkeit kultureller Brücken im eigenen Land. In: Rückblicke auf die Literatur der DDR. Rodopi Amsterdam-New York 2002.
Lesarten.“Franziska Linkerhand“- Kultbuch einer Generation. federchen Verlag Neubrandenburg 2003.
Brigitte Reimann. Eine Biographie in Bildern, Aufbau-Verlag Berlin 2004.
Seit 1994 verantwortliche Redakteurin und Beiträgerin des Jahrbuches ARGONAUTENSCHIFF der Anna-Seghers- Gesellschaft Berlin und Mainz e.V. ( Darin u.a.:
Das Selbst im Text. In: Argonautenschiff. JB Anna-Seghers- Gesellschaft Berlin 2005).
Dr. Christel Hartinger
Die Literaturwissenschaftlerin, Werkstattberaterin und Lektorin studierte- nach dem Abitur in
der Oberschule, heute Landesschule Schulpforte Germanistik und Kunstgeschichte an der damaligen Karl- Marx- Universität Leipzig( Lehrer u.a. Hans Mayer, Johannes Jahn), war von 1964 bis 1991 in Lehre und Forschung /Literaturgeschichte 20. Jh. ( Schwerpunkte Lit. in der DDR, Lyrik- Geschichte und –theorie, Schreibend Frauen) tätig und erwarb den Dr. phil mit einer Dissertationsschrift zum Gedichtwerk Bertolt Brechts 1945 bis 1956; sie unterrichtete und betreute verantwortlich v.a. ausländische Studierende.
Gemeinsam mit Walfried Hartinger( verst. 2003) Veröffentlichungen und Herausgaben u.a. zu Georg Maurer, Volker Braun, Adel Karasholi; Heinz Czechowski.
Nach Bedarfsentlassung in ABM, nach Krebserkrankungen seit 1994 erwerbsunfähig, aber vielfache ehrenamtl. Leitung und Mitarbeit in soziokulturellen und lit. Vereinen und Initiati- ven, u.a. im Frauenkulturzentrum LILA VILLA Chemnitz Mitarbeit.
Zu den Autorinnen:
Irmtraud Morgner
Geb. 22.8. 1933 in Chemnitz. Vater- Lokomotivführer, Mutter- Hausfrau. Erlebt Kriegs-das sende, Zusammenbruch und Neubeginn im östlichen Deutschland, Grund- und Oberschule in Chemnitz. 1952-1956 Germanistikstud. in Leipzig( Lehrer u. a Hans Mayer, Ernst Bloch).Schon seit 1958 freiberufliche Autorin. 1967 Geburt des Sohnes David. Nach ersten Erzählungen u. nicht-druckgenehmigtem Roman „Rumba auf einen Herbst“ (1967) Arbeit am großen Trilogie- Projekt: I „Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz. Nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura“ (1974); II „Amanda. Ein Hexenroman“ (1983). Lese- und Vorlesungsreisen u.a. nach Paris, USA, Zürich. Seit 1983 erkrankt, erliegt dem Krebsleiden am 6.5. 1990., (1998 posthum Trilogieband III: „Das heroische Testament. Roman in Fragmenten“ , hrsg. durch Rudolf Bussmann. Basel.)
Brigitte Reimann
Geb. 21.7. 1933 in Burg bei Magdeburg. Vater- Bankkaufmann, Mutter- Hhausfrau.1947 schwere Kinderlähmung. Frühe, kontinuierliche Schreibversuche. 1955 Aufnahme in den Schriftstellerverband. 1960 mit Siegfried Pietschmann Kulturarbeit und Veröffentlichungen im Kombinat Hoyerswerda. U.a. 1961 „Ankunft im Alltag“ ( Trend-Titel galt für ganze Literaturphase Anfang 60er Jahre).1963 Erzählung „Die Geschwister“.1963 Moskau-Reise und Beginn ihrer Verbindung mit Christa Wolf.. Kontinuierlich Arbeit am großen Roman-Projekt „Franziska Linkerhand“.Seit 1971 Krebsdiagnose, erliegt der Krankheit am 20.2. 1973. Posthum der Roman“ Franziska Linkerhand“(1974) und Brief-Ausgaben.
Maxie Wander
Geb. 3.1. 1933 in Wien in proletarischer Wohnsiedlung, prägt ihre Sozialisierung. Vater- Schiffsheizer, Mutter- Weißnäherin.1956 Heirat mit dem österreichischen Schriftsteller Fred Wander, überlebte 1945 Buchenwald. Tätig zunächst als Fotografin und Reporterin. Familie dann wohnhaft in Kleinmachnow.1959 Geburt der Tochter Kitty, die 1968 bei Bauarbeiten im Gelände tödlich verunglückt, 1966 Geburt des Sohnes Daniel, Adoption des Heim-Jungen Berti. Ungewöhnlich intensive und weitgliedrige Briefkorrespondenz und Interview- und Schreibprojekte. 1977 „Guten Morgen, du Schöne. Protokolle nach Tonband“, große, nachhaltige Resonanz, mehrfach Bühnenaufführungen. Geplant auch Männer- und Kinderprotokolle. Erliegt am 20.11. 1977 einem Krebsleiden. Posthum 1996 „Maxie Wander. Ein Leben ist nicht genug. Tagebuchaufzeichnungen und Briefe“, hrsg. Von Fred Wander.